Die wahren Helden der Arbeit - Kooperation Smartwork und Grüne Erde

  • Die Kooperation zwischen dem sozialökonomischen Betrieb Smartwork und Grüne Erde: eine Partnerschaft „auf Augenhöhe“.
  • Sie sitzen konzentriert an den Nähmaschinen. Die meisten von ihnen sind über 50. Sie gehören nicht zu den Reichen und Gewinnern unserer Leistungsgesellschaft. Sie machen sich keine Gedanken über ihr Aktienportfolio oder über ihre Karriere. Sie sind froh, dass sie eine Arbeit haben, die diesen Namen verdient. Sie alle könnten in einem sozialkritischen Working Class Drama des englischen Regisseurs Ken Loach mitspielen: die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Smartwork GmbH in Gmunden (OÖ).
      • Neue Chancen statt sozialer Ausgrenzung

        Der Name Smartwork klingt ein wenig euphemistisch. Der Untertitel „Neue Arbeit, neue Chancen“ kommt der Sache schon näher: In diesem „Betrieb mit sozialem Mehrwert“, so Smartwork-Geschäftsführer Bernhard Kolouch, arbeiten Menschen mit psychiatrischer Diagnose, die vom Arbeitsmarktservice zugewiesen wurden, weil sie auf dem freien Arbeitsmarkt nur sehr schwer unterkommen würden. Die Menschen hier haben leidvolle Erfahrungen mit Arbeitslosigkeit, sozialen oder familiären Problemen und daraus folgender gesellschaftlicher Ausgrenzung gemacht. „Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben keine Lobby“, so Kolouch. Daher gibt ihnen der gemeinnnütze, sozialökonomische Betrieb Smartwork eine neue Chance, bereitet sie auf den Wiedereinstieg in die Arbeitswelt vor, fördert ihre Teilhabe – Inklusion – am beruflichen und gesellschaftlichen Leben.

        Kolouch: „Wir spielen hier nicht arbeiten, sondern wir arbeiten hier. Wir bekommen Unterstützung vom Arbeitsmarktservice, aber wir müssen erhebliche Eigenleistungen erbringen.“ Etwa durch Kooperationen wie jener mit Grüne Erde, durch welche die Smartwork- Schneiderei in Gmunden einen jährlichen Umsatz von rund 50.000 Euro erzielt. Die 25 Beschäftigen nähen für uns seit drei Jahren regelmäßig Lavendelduftsäckchen, Verschlussbänder für Bettwäschen, Einkaufstaschen, Zirben- und Kirschkernkissen, sowie Filzkörbe.
      • Partnerschaft auf Augenhöhe

        „Wir sind stolz auf faire Partnerschaften auf Augenhöhe – so wie wir sie mit Grüne Erde pflegen. Und wir freuen uns über nachhaltige Aufträge“, so Bernhard Kolouch.
      • “Unsere Leute erbringen ordentliche Leistungen, die entsprechend bezahlt werden. Wir entwickeln und fertigen hochwertige Produkte, die zu einem konkurrenzfähigen Preis verkauft werden können. Wir kalkulieren wie jeder andere Wirtschaftsbetrieb, sind bekannt für Liefertreue, Pünktlichkeit, Qualität und streben langfristige Geschäftsbeziehungen an.”
        Mario Nösslböck, Smartwork-Betriebsleiter
      • Smartwork bietet auch den Vorteil der regionale Nähe – 15 km von Grüne Erde entfernt – und hohe Flexibilität. Nösslböck: „Wir erledigen Aufträge nicht nur containerweise wie unsere ostasiatischen Konkurrenten, sondern auch in viel kleineren Stückzahlen. Und wir sind direkt mit unseren Auftraggebern verbunden – ohne Zwischenhandel oder Agenturen, die mitverdienen.
      • Meine Arbeit hat Bedeutung für andere Menschen

        Die Profi-Schneiderinnen Barbara Kaiser und Elisabeth Baldinger schulen die Beschäftigten ein, leiten sie bei der täglichen Arbeit fachlich an und sorgen für ein hohes Qualitätsniveau. Komplettiert wird das Gmundener Smartwork-Team von der Sozialarbeiterin Denise Pollak.

        Das Nähen und die Arbeit mit Textilien haben auch therapeutische Effekte: Jeder kann selbst sein Tempo bestimmen, und es gibt je nach individueller Fähigkeit unterschiedlich komplexe Arbeiten. Man sieht am Ende des Tages, was geleistet wurde. Wertschöpfung und produktive Tätigkeit sind besonders für Menschen wichtig, die in ihrem Leben selten Bestätigung und Anerkennung bekommen. Sie spüren, dass ihre Arbeit Bedeutung auch für andere, für die Kunden von Smartwork hat.
      • “Wichtig ist auch, dass die Menschen hier bei uns für die Dauer von zwei Jahren fest angestellt sind, einen Dienstvertrag mit fixem Lohn und Urlaubsanspruch haben.”
        Bernhard Kolouch, Smartwork-Geschäftsführer
      • Durch ihre Arbeit bei Smartwork spüren die auch von Versagensängsten betroffenen Menschen, dass sie gebraucht werden. Sie haben – manche der jüngeren MitarbeiterInnen erstmals in ihrem Leben – das Gefühl: Ich führe ein normales Arbeitsleben.
      • Anerkennung und Würde

        Während der letzten sechs Monate des Dienstverhältnisses werden die Beschäftigten bei Bewerbungen für einen neuen Job unterstützt. Ziel von Smartwork ist es, 25 % von ihnen wieder in den Arbeitsmarkt einzugliedern. Aber: je rauer die Zeiten, desto schwieriger wird es auch für diese Menschen, auf einem ohnehin angespannten Arbeitsmarkt Fuß zu fassen.

        Der eingangs erwähnte Regisseur Ken Loach sagte vor kurzem bei der Übernahme der „Goldenen Palme“ für seinen neuen Film über einen sozial gestrauchelten Tischler im nordenglischen Newcastle:
      • An der Nähmaschine kann jeder sein Tempo selbst bestimmen und je nach individueller Fähigkeit unterschiedlich komplexe Arbeiten erledigen.
      • Mit diesen bei Smartwork in Gmunden genähten Bändern werden die Kissen- und Deckenüberzüge einiger Grüne Erde-Bettwäschemodelle verschlossen.
      • Das Team von Smartwork in Linz/Gmunden (v.l.n.r.): Sozialarbeiterin Denise Pollak, Betriebsleiter Mario Nösslböck, Schneiderin Barbara Kaiser, Geschäftsführer Bernhard Kolouch und Schneiderin Elisabeth Baldinger.
      • Bei Smartwork werden u. a. mit Lavendelblüten gefüllte Duftsäckchen gefertigt.
  • „Ein Projekt namens Austerität hat uns fest im Griff, getrieben von Ideen, die wir Neoliberalismus nennen und die uns an den Rand der Katastrophe geführt haben.“ Die Menschen bei Smartwork kennen das Gefühl der sozialen Ausgegrenztheit nur allzu gut. Dennoch kämpfen sie sich tapfer durchs Leben und freuen sich über jedes Bisschen gesellschaftliche Anerkennung. Sie sind die wahren Helden der Arbeit.
  • Smartwork. Neue Arbeit, neue Chancen.

    Die Smartwork GmbH betreibt – in Kooperation mit dem AMS Arbeitsmarktservice Oberösterreich – in Linz und Gmunden Schneidereien/ Textilfertigungen mit 90 bzw. 25 MitarbeiterInnen. Der sozialökonomische Betrieb Smartwork ist ein Tochterunternehmen von pro mente Oberösterreich. Dieses gemeinnützige Dienstleistungsunternehmen will psychosozial beeinträchtigten Menschen einen gleichberechtigten Zugang zu allen Lebensbereichen ermöglichen, sozialer Ausgrenzung vorbeugen und strebt die Teilhabe der Betroffenen am Gesellschafts- und Arbeitsleben an.
    Pro mente Oberösterreich hilft in 200 Einrichtungen jährlich etwa 34.000 Menschen mit psychischen und sozialen Problemen.