Aus der Natur in die Natur – Reinhard Kepplinger über die Grüne Erde-Welt

  • Die Grüne Erde-Welt, unser neues Besucherzentrum mit großem Store, Schlafwelt und Produktionsstätten, wurde am 27. September 2018 eröffnet. Das Redaktions-Team hat mit Grüne Erde-Eigentümer Reinhard Kepplinger vor der Eröffnung über das Projekt gesprochen.
  • Bild mit Wald und Bild mit Eigentümer R. Kepplinger bei der Besichtigung der Grüne Erde-Welt.
  • Redaktion: Wann und wie entstand die Idee für die Grüne Erde-Welt?

    Reinhard Kepplinger: Vor etwa fünf Jahren – aus der Erfahrung mit den Führungen, die wir für unsere Crowdfunding-Darlehensgeber und andere Besucher in unserer derzeitigen Produktionsstätte gemacht haben. Dabei haben wir bemerkt, dass durch das persönliche Erleben, wie wir produzieren, bei den Menschen eine ganz neue und intensivere Begeisterung für unsere Produkte und unsere Unternehmensphilosophie entsteht. Und daher wollten wir allen unseren Kunden die Möglichkeit geben, unsere Produktion auch persönlich zu erleben.

    Redaktion: Warum hat man sich für den Architekten Univ.-Prof. DI Klaus K. Loenhart aus Graz entschieden?

    Reinhard Kepplinger: Weil er mit früheren Projekten, vor allem dem Österreich-Pavillon auf der Expo Mailand 2015 gezeigt hat, dass er die Unternehmensphilosophie von Grüne Erde, insbesondere die Verbundenheit mit der Natur, architektonisch gut umsetzen kann. Und weil er sowohl Landschaftsarchitekt als auch Architekt ist: für uns eine ideale Verbindung. Und nicht zuletzt, weil er es – so wie wir – liebt, innovativ an Grenzen zu gehen und auslotet, was möglich ist, z. B. bei der Klimatisierung des Gebäudes durch die Bepflanzung.

    • Redaktion: Die Grüne Erde-Welt wird ganz in der Nähe von Scharnstein gebaut, an einer Stelle, wo bis vor kurzem alte Lagerhallen standen. Wurden auch andere Standorte in Erwägung gezogen?

      Reinhard Kepplinger: Ja, unsere jetzige Produktionsstätte in der Rittmühle bei Vorchdorf. Das scheiterte aber an fehlenden späteren Erweiterungsmöglichkeiten. Auch die ehemaligen Sensenwerke in Scharnstein boten zu wenig Platz, und deren Hochwassergefährdung war zu groß.

      Redaktion: Was waren die größten Herausforderungen bei diesem Projekt?

      Reinhard Kepplinger: Das Schwierigste war, ein Projektteam zu bilden, das unsere Unternehmensgrundsätze verinnerlichen kann, hohe Kreativitätsbereitschaft zeigt, ökologisch und technisch innovativ ist und auch gründlich, termingerecht und kostengünstig plant. Und die Innenarchitektur war eine größere Herausforderung als gedacht: Nach 30 Jahren Möbelbau hatten wir geglaubt, das machen wir mit links. Aber die Größe und Vielschichtigkeit des Projektes hat uns ganz schön herausgefordert. Und manche bürokratische Hürden haben mich schon sehr gewundert ...

      Redaktion: Wäre das Projekt vor 10 oder 20 Jahren realisiert worden: Würde es anders aussehen?

      Reinhard Kepplinger: Ja, sicherlich. Wir wären weder inhaltlich, ästhetisch noch kaufmännisch in der Lage gewesen, so innovativ und großzügig zu planen.

      Redaktion: Woher kamen für Sie die wichtigsten Anregungen?

      Reinhard Kepplinger: Vor allem aus den unzähligen Diskussionen innerhalb des Projektteams. Und natürlich auch von anderen Projekten, und von all den Dingen, die meine Frau und ich in den letzten 30 Jahren an vielen Orten der Welt haben entstehen sehen.

      Redaktion: Was an der Grüne Erde-Welt ist Ihnen persönlich wichtig?
      • Die Grüne Erde-Welt: Das neue Unternehmenszentrum der Grünen Erde

        Die Grüne Erde-Welt zusammengefasst

        Die Grüne Erde-Welt bei Scharnstein im oberösterreichischen Almtal vereint auf 9.000 m² einen großen Store, Produktionsstätten für Naturmatratzen, Polstermöbel, Heimtextilien und Naturkosmetik, sowie Lagerräume und ein vegetarisch-biologisches Bistro unter einem Dach.

        Die Grüne Erde-Welt wird durch eine umweltfreundliche Erdwärmeheizung bzw. -kühlung, eine ökologische Wärmedämmung aus Schafschurwolle und eine 6.000 m² große Photovoltaik-Anlage auf dem Dach einen energieneutralen Status erreichen.

      • “Die Grüne Erde-Welt symbolisiert alles, was uns wichtig ist.”
        Reinhard Kepplinger, Eigentümer und Geschäftsführer der Grünen Erde

  • Reinhard Kepplinger: Dass sich das Gebäude nicht aufdrängt, nicht protzig ist, wie so viele Firmensitze, sondern dass es sich wunderbar in die umgebende Natur einfügt. Und dass es auch im Inneren kein klassisches Gebäude ist, sondern dass man aus der Natur in die Natur geht. Und ganz besonders wichtig war mir, dass die eigentliche Produktion und damit die Arbeitsplätze der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die gleiche hohe Qualität haben wie die Besucherbereiche. Was mir natürlich auch wichtig war, ist die ökologische und ästhetische Qualität des Gebäudes: Dazu gehören etwa heimische Materialien wie Weißtanne, Fichte, Eiche und Schafwolle, weiters eine Null-Energiebilanz und CO2-Neutralität. Das Wunderbare: Man sieht es dem Gebäude nicht an, dass es so energiesparend ist ...

    Redaktion: Welche Rolle spielt die Grüne Erde-Welt für den Standort Almtal in wirtschaftlicher Hinsicht bzw. als Imageträger für die Region?

    Reinhard Kepplinger: Ich denke schon eine ziemlich große. Wir sind jetzt bereits der zweitgrößte Betrieb in Scharnstein, es werden viele neue Arbeitsplätze durch das Projekt geschaffen, und auch der Tourismus wird profitieren.

    Redaktion: Soll die Grüne Erde-Welt mit ihrer Architektur und Energietechnik auch die Vereinbarkeit von Ökologie mit Modernität und Technik zum Ausdruck bringen?

    Reinhard Kepplinger: Ja, wobei wir auch darauf geachtet haben, dass wir nicht einfach nur die neuesten Technologien einsetzen, sondern wir haben auch ganz bewusst nach einfachen und natürlichen Lösungen gesucht, so wie wir es auch bei unseren Produkten immer machen.

    Redaktion: Ist die Grüne Erde-Welt insofern stellvertretend für das ganze Unternehmen bzw. das Denken des Eigentümers?

    Reinhard Kepplinger: Ja, das ist wirklich unser neues Unternehmenszentrum. Es symbolisiert alles, was uns wichtig ist. Über mein eigenes Denken ist das Unternehmen und damit auch die Grüne Erde-Welt aber mittlerweile weit hinausgewachsen – und das ist gut so.

    • Redaktion: Was soll das Projekt für das Unternehmen bewirken?

      Reinhard Kepplinger: Wir erwarten etwa 50.000 bis 70.000 Besucher jährlich. Und was unser Image anbelangt: Ich glaube, das ist jetzt schon sehr gut, aber es kann und soll noch gefestigt werden. Und noch glaubhafter gemacht werden durch die Authentizität, die man dort erleben wird. Die Grüne Erde-Welt soll natürlich auch mithelfen, unser Unternehmen noch bekannter zu machen.

      Redaktion: Was unterscheidet die Grüne Erde-Welt von anderen „Erlebniswelten"?

      Reinhard Kepplinger: Viele „Erlebniswelten" sind künstliche Gebilde, Disneylands, wo etwas vorgegaukelt wird, und die einem anonymen „Besuchserlebnis" dienen. Wir wollen aber die Grüne Erde so zeigen wie sie wirklich ist, so authentisch wie möglich. Ohne irgendwelche „Erlebnisstationen", die mit uns und unseren Produkten gar nichts zu tun haben.

      Redaktion: Mit welchem Gefühl sollen die Besucher die Grüne Erde-Welt verlassen?

      Reinhard Kepplinger: Mit einem wohligen, entspannten, freudigen Gefühl und der Sehnsucht, wieder zu kommen.

      Redaktion: Was hat Ihnen persönlich am meisten Freude am Projekt bereitet?

      Reinhard Kepplinger: Wenn wir gemeinsam im Team eine neue Idee geboren haben; der erste Baum, der in einem der Innenhöfe gepflanzt wurde; und dass wir mittlerweile auch andere Partner haben, die das Gesamtkonzept toll ergänzen und bereichern, wie die lokalen Betriebe Almgrün, Wildflorie und Waldness.

      Redaktion: Wieviel von der Persönlichkeit, vom Charakter des Reinhard Kepplinger, steckt in dem Projekt?

      Reinhard Kepplinger: Schon viel, es ist irgendwie ja mein Baby. Obwohl natürlich sehr, sehr viel auch von all jenen drin steckt, die im Projektteam mitgearbeitet haben.
    • Vom Ahorn-Eschen-Schluchtwald bis zum Zirben-Lärchenwald

      13 Innenhöfe mit unterschiedlicher Bepflanzung sorgen in der Grüne Erde-Welt für natürliches Licht, Klimatisierung – und die Verbindung von Mensch und Natur.

      Das aus Holz und Glas errichtete Gebäude der Grüne Erde-Welt wird von allen Seiten lichtdurchflutet. Dafür sorgen große Glasfronten und 13 Lichthöfe, die mit lebenden Bäumen bepflanzt wurden. Sie symbolisieren die Verbindung von Mensch und Natur, sollen Besuchern und Mitarbeitern das Gefühl von Landschaft im Inneren der Grüne Erde-Welt geben. Die Höfe sind wichtige natürliche Lichtquellen und tragen zur Klimatisierung des Gebäudes bei. In den Lichthöfen werden verschiedene Vegetationstypen präsentiert – vom Ahorn-Eschen-Schluchtwald über den Pannonischen Flaumeichenwald bis zum Zirben-Lärchenwald. Damit soll auch die lebendige Vielfalt des österreichischen Waldes zum Ausdruck gebracht werden.

  • Redaktion: Ist die Grüne Erde-Welt ein Vermächtnis, das der Eigentümer den nächsten Generationen hinterlassen will, vielleicht sogar ein Denkmal?

    Reinhard Kepplinger: Na, so alt bin ich auch wieder nicht! Ich hab’ ja nicht vor, mich nach der Eröffnung zur Ruhe zu setzen und auf mein Ableben zu warten. Mir wird sicherlich auch in Zukunft noch vieles einfallen, das ich in die Grüne Erde einbringen kann. Außerdem: Denkmäler sind etwas Unlebendiges. Die Grüne Erde-Welt wird das Gegenteil!