Giftstoffe in unserer Kleidung: diese Chemikalien verstecken sich!

  • Von Kleidungsstücken, die auf Mülldeponien landen, bis hin zu Kunstfasern, die den Markt fluten: Der Einfluss, den die Modeindustrie auf unsere Umwelt hat, ist uns bewusst. Vielmehr sollten wir uns jedoch über die verborgenen Auswirkungen unseres Konsums informieren – wie Mikroplastik, welches den Weg in unsere Gewässer findet, gesundheitsschädigende Farbstoffe oder giftige Anti-Knitter-Mittel. Leider sind Chemikalien in der Kleidung bereits zur Norm geworden.
    • Konventionelle Mode, schmutzige Wäsche

      Die Textilindustrie in Summe ist schnelllebig, konsumorientiert, ausbeuterisch und rücksichtslos. Statt Qualität wird Quantität produziert, weit über den Bedarf hinaus. 12-24 Kollektionen pro Jahr sind keine Seltenheit. Endverbraucher*innen kaufen aufgrund der stets neuen Auswahl und niedriger Preise viel mehr als nötig. Mode wird zur Massenware und zum Trendartikel ohne Wertschätzung. Zwischen 2000 und 2014 hat sich die weltweite Kleidungsproduktion verdoppelt. 2014 waren es erstmals rund 100 Milliarden Kleidungsstücke. Dieses rein auf Konsum und Profit ausgerichtete Geschäftsmodell des Textilhandels, das im wahrsten Sinne des Wortes über Leichen geht, wird als Fast Fashion bezeichnet – und diese hat Konsequenzen.

      So zählt die Textilindustrie nicht nur zu den ältesten und wichtigsten Wirtschaftszweigen der Menschheit, sondern auch zu einem der Korruptesten. Davon bekommen wir in Europa jedoch nur wenig mit, denn bereits vor langer Zeit wurden gesamte Wertschöpfungsketten ausgelagert – und mit Ihnen auch zahlreiche Streiks und Aufstände. Doch nur, weil die Konsequenzen von Fast Fashion bei uns kaum spürbar sind, sind sie keine Fabelei.
    • Wie kommen Chemikalien in der Kleidung zum Einsatz?

      Dass die Textilindustrie den größten Verbrauch an Chemikalien hat und zeitgleich zu den Hauptverschmutzern von Trinkwasserreserven zählt, brachte die „Detox my Fashion“-Kampagne von Greenpeace ans Licht. So veröffentliche die Non-Profit-Organisation nach intensiver Recherche im Jahre 2011 eine Übersicht mit elf gefährlichen Chemikaliengruppen, die in der Modeproduktion zum Einsatz kommen und im Anschluss ungeklärt – und nicht aufgezeichnet – in Flüsse und Wasserwege geleitet werden. Der Auslöser der Kampagne war der Nachweis von Nonylphenolethoxylate (NPE) im Abwasser einer chinesischen Fabrik. NPE wird in der Textilindustrie als Tensid eingesetzt und wandelt sich durch Abbauprozesse in giftiges Nonylphenol (NP) um. Diese Chemikalie hat hormonell wirksame Eigenschaften, gilt als besonders beständig und reichert sich in der Nahrungskette an. Bereits eine niedrige Konzentration ist äußert schädlich für Natur und Mensch.

      Und obwohl NPE in der EU bereits verboten ist und auch bei Import-Textilien aus dem globalen Süden der Grenzwert von 0,01 Prozent Nonylphenolethoxylate (NPE) nicht überschritten werden darf, sind heimische Flüsse, Wasserlebewesen oder der menschliche Organismus bereits betroffen – das zeigt Greenpeace im Report „Schmutzige Wäsche 2 – Zum Trocknen aufgehängt“. Somit schließt sich – ganz unbemerkt – der globale Giftkreislauf.
    • “Das Problem und die Lösung sind nicht nur von regionaler Bedeutung. Es ist ein globales Thema.”
      Greenpeace
    • Chemikalien werden aus verschiedenen, meist funktionalen Zwecken bei der Herstellung von Kleidung eingesetzt – etwa um sie weicher, knitterfrei sowie schrumpffrei zu machen oder mit einem besonderen (Used-) Look zu versehen. Dazu zählen zum Beispiel Flammschutzmittel, per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen (PFAS), Phthalate oder Schwermetalle. Mittlerweile ist bekannt: Der Großteil der verwendeten Chemikalien in der Kleidung wirkt sich nicht nur krebserregend, sondern auch hormonschädigend auf den menschlichen Organismus aus. Nicht nur für Endkonsument*innen, sondern auch für jene Arbeiter*innen, die die Kleidung, die wir jeden Tag auf unserer Haut targen, fertigen. Ziel der Detox-Kampagne von Greenpeace ist eine giftfreie globale Textilproduktion.

      Giftstoffe in Kleidung und Schuhen: Wo werden die Chemikalien eingesetzt?
      • als Dünger und Pestizide beim Anbau
      • für die Ölraffination zur Herstellung synthetischer Fasern – wie Polyester
      • in Kohlekraftwerken für die Erstellung von Energie
      • in Textilfabriken – beim Spinnen Färben, Waschen und Veredeln
      • bei der Verpackung
      • beim Transport (Containerschiffe)
      • während der Nutzung und durch regelmäßige Wäsche (Mikroplastik)
      • bei der Entsorgung (Deponie, Verbrennung)
    • Welche Chemikalien verstecken sich in Kleidung und Schuhen?

    • Chmische Schadstoffgruppen Anwendungsbeispiele Gefahr für Mensch und Natur Vorschriften in der EU
      Alkylphenole und Alkylphenolethoxylate (AP/APE),
      Nonylphenole und Nonylphenolethoxylate (NP/NPE)
      Wasch- und Hilfsmittel APs sind giftig für Wasserorganismen, beeinträchtigen den Hormonhaushalt, gelten als langlebig und bioakkumulierbar sind nach EU-Recht stark regukliert
      Phtalate Weichmacher in Kunststoffbeschichtungen einige werden als fortpflanzungsgefährdend eingestuft, andere enthalten giftige Stoffe gelten in der EU-Verordnung REACH als besonders besorgniserregend
    • Färben – der wohl gefährlichste Faktor

      Denken wir an die Produktion von Fast Fashion, so erinnern wir uns an Bilder von Näher*innen aus dem globalen Süden, doch kaum jemand denkt bei unmenschlichen Arbeitsbedingungen oder gesundheitsschädlichen Prozessen während der Textilherstellung an die Färbung. Dieser Prozess wird gerne übersehen, obwohl es der mitunter größte Faktor bei der Freisetzung von schädlichen Chemikalien ist. Jener, der auch bei dem Verbrauch von Emissionen hohe Zahlen schreibt: Etwa 36 Prozent aller Treibhausgas-Emissionen werden auf die Nassverarbeitung bei Textilien (wie dem Färben) zurückgeführt. So ist es also die Farbe, in welcher sich das Schlüsselwort zum Bestreben nach einem nachhaltigen Konsum findet.
      • 43

        Millionen Tonnen Chemikalien werden pro Jahr für die Textilproduktion eingesetzt.
      • 185

        Gramm Chemikalien werden für ein T-Shirt aus konventioneller Baumwolle (200 Gramm) verwendet.
      • 20.000

        verschiedene Chemikalien werden in der Mode- und Textilindustrie genutzt.
    • Buntes Abwasser, schlechtes Trinkwasser

      Day Zero: Die Wasserknappheit ist für niemanden ein Fremdwort. Man liest in Berichten oder hört in Nachrichten über jene Länder, die schon ohne Dürren oder Hitzewellen etwa 80 Prozent ihres Oberflächenwassers ausschöpfen. Und auch eine neue Studie brachte verheerende Zahlen hervor: Bereits ein Viertel der Weltbevölkerung droht akuter Wassermangel, besonders in den Ländern des Nahen Ostens und Nordafrikas sowie in San Marino, Pakistan oder Indien. Teilweise sind auch die europäischen Mittelmeerländer betroffen. Und dann gibt es Zahlen, die belegen, wie viel Wasser für das Färben – lediglich das Färben (!) – bei der Produktion von Kleidung verwendet wird. So verbraucht die Textilindustrie etwa sechs bis neun Billionen Liter Wasser– jährlich! Drei Viertel davon enden gemeinsam mit Farbstoffen, Chemikalien, Schwermetallen, Salzen oder Alkalien als untrinkbares Abwasser meist illegal in Flüssen. Diese Abwässer beeinträchtigen Ökosysteme, aber auch Menschen und Tiere, die entlang dieser Gewässer wohnen, leben und das Wasser sogar zum Trinken benutzen.
    • Wer übernimmt Verantwortung?

      Dank der „Detox my Fashion“-Kampage von Greenpeace haben sich nun, etwa 10 Jahre nach der intensiven Recherchezeit weltweit 80 internationale Markenunternehmen von Fast Fashion zu Detox verpflichtet, der Reduzierung von Giftstoffen in der Kleidung. Und es führte auch zu politischen Maßnahmen sowie zu Veränderungen in der Gesetzgebung – wie etwa die Durchsetzung strengerer Abwasserstandards in China oder dem 2020 in Kraft getretenen EU-Einfuhrverbrot für Textilien, welche einen hohen Wert von Nonylphenolethoxylate (NPE) enthalten.

      Allmählich merkt man, dass Unternehmen ihre Ambitionen im Bereich Nachhaltigkeit verstärken. Doch ist es ausreichend, um den Erhalt der Natur und die Gesundheit von Mensch und Tier zu schützen?
    • Was kann man unternehmen?

      Auszeit von Fast Fashion

      Es ist der Zeitpunkt gekommen, an welchem wir alle – ganz gleich, ob Unternehmer*in oder Endkonsument*in – eine Pause einlegen sollten. Denn ein radikaler Wandel in der Modeindustrie kann nur dann gelingen, wenn wir aufhören, uns von dieser Schnelllebigkeit treiben zu lassen. Demnach können wir aufhören, günstige Kleidung zu kaufen, die nach kurzer Tragedauer im Müll landet. Oder wir könnten beginnen, unser Bewusstsein zu schärfen und zu hinterfragen, aus welchen Gründen man sich für ein Kleidungsstück entscheidet. Auch Unternehmen sollten wieder mehr Zeit bekommen, um den Materialfluss zu verlangsamen und um sich in ausgereiften Entwicklungen und Recherchen verlieren zu können. Nicht immer dem nächsten Trend nachjagen, sondern vielmehr Zeit damit verbringen, um dem Kunden das bestmögliche, langlebigste und vor allem hautfreundlichste Produkt präsentieren zu können!

      Auch wir als Grüne Erde, obwohl wir im starken Kontrast zu Fast Fashion stehen, möchten ein Zeichen gegen die Überproduktion in der Modeindustrie setzen. Daher haben wir unsere Kollektionen von sechs auf zwei im Jahr reduziert und arbeiten langfristig auf eine Jahreskollektion hin. – zeitlose, saison- und trendunabhängige Produkte, die nur an unterschiedliche Temperaturen angepasst sind. Durch weniger Kleidung im Sortiment, fokussieren wir uns noch stärker auf die Qualität jedes einzelnen Stücks – vom Ressourcenverbrauch über die Verarbeitung bis zur Langlebigkeit.

      Kleidung aus Europa, transparente Lieferkette

      Legen Sie bei der Auswahl Ihrer Kleidung Wert auf Transparenz und eine europäische Fertigung. Dadurch lässt sich die Reise Ihrer Kleidungsstücke nachvollziehen und auch Giftstoffe in der Kleidung werden minimiert.

      Durch gemeinsame Entwicklungen mit unseren ausgewählten Partnern und größtmöglicher Transparenz entlang der gesamten Wertschöpfungskette möchten wir unseren Kund*innen die Möglichkeit geben, die Reise ihrer Kleidung nachvollziehen zu können. Eine vollständige Deklaration der Faserherkunft sowie des Produktionslandes findet sich auf jedem Kleidungsstück, aber auch in unseren Katalogen und unserem Onlineshop, wieder!

      Gütesiegel zeigen den Weg

      Wollen wir Veränderung kreieren, ist neben der Notwendigkeit, Prozesse zu verlangsamen und transparente Lieferketten aufzuzeigen, der Einsatz von Chemikalien ein Schlüsselfaktor. Es muss auch bei diesem Faktor sichergestellt werden, welche Chemikalien und wie viele Chemikalien in unsere Kleidung dürfen! Gütesiegel und Zertifizierungen bieten Sicherheit und schenken Vertrauen. Nur durch klar definierte Grenzen und unabhängige Kontrollen kann sich in der Modeindustrie etwas verändern!

      Um Kund*innen Orientierung und Sicherheit zu geben, setzten wir auf unabhängige Zertifizierungen, die unsere hohen ökologischen und sozialen Standards transparent und nachvollziehbar garantieren. Um unseren Anspruch und unsere Qualität unter Beweis zu stellen, wählen wir bewusst die strengsten Siegel aus (für Kleidung derzeit GOTS und IVN) und lassen nach Möglichkeit das gesamte Sortiment mit diesen Gütezeichen zertifizieren. Zugleich überprüfen wir die geforderten Kriterien regelmäßig mit unserem Ökologiemanagement sowie unseren Einkaufsrichtlinien und legen für uns selbst – im Streben nach immer noch besseren Lösungen für Mensch und Natur – wann immer es geht noch striktere Maßstäbe fest.

      Nicht immer ist eine Zertifizierung möglich, beispielsweise weil der Rohstoff nicht aus kontrolliert biologischer Tierhaltung gewonnen wird, sondern von freilebenden Kamelen, Yaks und Alpakas stammt. Auch diese Hintergründe stellen wir im Sinne der Transparenz offen dar und ermöglichen unseren Kund*innen dadurch, die Herkunft ihrer Kleidung nachzuvollziehen und bewusste Entscheidungen zu treffen.

      Das eigene Kaufverhalten hinterfragen

      Die Verantwortung für einen ökologischen Umgang mit Kleidung liegt in erster Linie bei den Unternehmen, doch alleine können wir es nicht schaffen. Unserem Ideal können wir nur dann nahekommen, wenn möglichst viele Menschen unsere Überzeugung teilen und ihr Handeln – genau wie wir – nach diesen Gesichtspunkten ausrichten. Um das zu erreichen, liegt es in unserer Verantwortung, über die Folgen menschlichen Handelns aufzuklaren und die Konsequenzen aufzuzeigen. Daher sehen wir es als unsere Aufgabe an, durch Transparenz, Offenheit, Ehrlichkeit, Aufklärung und Inspiration unsere Kund*innen dazu zu ermächtigen, bewusste Entscheidung im Umgang mit Kleidung zu treffen. Und sie vielleicht dazu zu bewegen, das eigene Kaufverhalten zu hinterfragen.
    • Grüne Erde-Naturmode: Das finden Sie in unserer Kleidung

      So sehr wir es uns wünschen: Ganz ohne Chemie geht es nicht. Auch wir verwenden sie, etwa für die Färbung der Stoffe. Aber: Damit finden wir uns nicht ab. Und: Chemie ist nicht Chemie. So achten wir streng auf die Einhaltung des IVN-Standards und legen mit unseren sozial-ökologischen Einkaufsrichtlinien teilweise noch striktere Kriterien fest.

      Die Chemie findet – so wenig wie möglich und ausschließlich durch Zertifikate gesichert – im Produktionsprozess statt. Vom Waschen und Spinnen über das Färben bis zur Ausrüstung sind chemische Anwendungen notwendig, um die gewünschte Qualität und Langlebigkeit zu erreichen. Mit dem Rückstandstest am Endprodukt wird überprüft, dass alle Vorgaben eingehalten wurden. Durch Zertifikate und eigene Kontrollen stellen wir sicher, dass die verwendeten Chemikalien die Umwelt nicht belasten. GOTS-zertifizierte Produzent*innen müssen über ein Umweltmanagement verfügen, welches eine Wiederverwendung, die ordnungsgemäße Entsorgung bzw. Neutralisierung von Chemikalien bzw. einen geschlossenen Chemikalienkreislauf garantiert.

      Obwohl wir mit unserer Kleidung einen sehr hohen Qualitätsstandard erreicht haben, treibt uns unsere Überzeugung kontinuierlich an, zum Schutz von Mensch und Natur noch bessere Lösungen zu erarbeiten. Wir glauben daran, dass es auch ohne Chemie geht und haben es uns zum Ziel gemacht, den Einsatz chemischer Substanzen immer weiter zu senken, bis wir eines Tages ganz ohne auskommen. Denkbar ist es, mehr ungefärbte/naturbelassene Kleidung anzubieten, zu prüfen, ob es Farben gibt, die besonders wenig Chemie erfordern, farbig wachsende Rohstoffe (Beispiel Baumwolle) für die Kleidung zu testen. Produkte anbieten, die so pur wie möglich sind – das ist der Weg, den wir einschlagen. Bis es soweit ist, gehen wir mit diesem Thema – ebenso wie mit alle anderen, bei denen wir unser Ideal noch nicht erreicht haben – transparent und offen um.