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Unser neuer Flechtstuhl Karim verdankt seine Bequemlichkeit dem Faible eines jungen Grüne Erde-Tischlermeisters für klassische Modelle dieses Typs. Karim verbindet nachhaltiges Design mit alter Handwerkstechnik, ökologische Konsequenz mit funktioneller Langlebigkeit und hohe Qualität mit natürlichen Materialien.
Nachhaltige Designermöbel aus Österreich
1955 entwarf die österreichische Architektin und Designerin Anna-Lülja Praun (1906-2004) einen schlichten Stuhl: Das Modell mit dem Namen F.L.P. war aus Holz gefertigt, der Sitz aus Weidenrohr geflochten. Ein Exemplar dieses Stuhls stand jahrzehntelang in der Wohnung der Eltern von Wolfgang Viehböck, dem Leiter unserer Produktentwicklung Möbel.
Von der stummen, dennoch herausfordernden Präsenz dieses Stuhls inspiriert, entstand die Idee, ein neues Möbelstück zu entwickeln: Massivholz, schlanke Linien, optisch leicht, metallfrei und mit geflochtenem Sitz. Das waren die Anforderungen. Ergebnis ist Karim, ein Flechtstuhl der nachhaltiges Design mit hohem Komfort verbindet.
Feuer und Flamme
Seine Form verdankt der Stuhl dem renommierten österreichischen Designer Johannes Scherr, der bereits viele nachhaltige Designermöbel für Grüne Erde kreierte. Die Entwicklung des geflochtenen Sitzes fiel bei uns im Haus dem jungen Tischlermeister Johannes Ebner zu. Das Kuriose: Johannes hatte schon immer ein Faible für Flechtstühle. Schon seit Jahren findet sich in seinem Zuhause ein klassisches, skandinavisches Modell. Dass ausgerechnet Johannes mit der Entwicklung des Sitzgeflechts beauftragt wurde, war eine Fügung des Schicksals: "Ich war natürlich sofort Feuer und Flamme."
Der junge Produktentwickler (geb. 1997) absolvierte eine klassische Tischlerlehre, war dann einige Zeit "auf Montage" in verschiedenen Betrieben in Salzburg, Oberösterreich und der Steiermark tätig. Nach diesen Lehr- und Wanderjahren besuchte er die Fachschule für Tischlerei an der Höheren Technischen Bundeslehranstalt in Hallstatt, wo er 2019 zum Tischlermeister avancierte. Seit 2021 gehört er zum Möbel-Team von Grüne Erde.
Trial-and-Error
Der Stuhl Karim ist insofern eine Zäsur in der Geschichte unserer Möbel, da die alte Handwerkstechnik des Flechtens bei Grüne Erde eine neue ist. Niemand im Haus hatte damit Erfahrung. So etwas kann aber auch ein Vorteil sein, etwa, weil man frei und unbelastet von Tradition und Gewohnheit an die Sache herangeht. Und genau das tat Johannes. Er setzte sich zunächst theoretisch mit dem Thema Flechtstuhl auseinander. Er recherchierte, studierte an der "University of YouTube" und entschied sich dann kurzentschlossen für die Methode „Trial-and-Error“.
Beim Material für das Sitzgeflecht fiel seine Wahl auf Danish Cord. Dies ist eine reißfeste Papierschnur, die bereits seit vielen Jahrzehnten für skandinavische Stühle verwendet und bis heute in Dänemark produziert wird. "Ich habe eine Rolle Schnur bestellt, den Holzrahmen des Sitzes gebaut und einfach einmal angefangen."
Eine Schnur mit Eigendynamik
Zu Beginn gab es allerdings mehr Fragen als Antworten: Wie soll das Flechtbild aussehen? Wie groß muss der Abstand zwischen den Schnüren sein, damit der Sitz fest und gleichzeitig elastisch ist? Und wie soll die Schnur am Rahmen befestigt werden?
Vereinfacht gesagt, wird die Schnur über den Sitzrahmen und an dessen Innenseite eingeleimte Holzdübel kreuzweise verflochten. Leichter gesagt als getan. Johannes: "Beim ersten Flechtversuch ist mir gleich die erste Querreihe misslungen." Er ließ sich aber nicht entmutigen, und der weitere Entwicklungsprozess verlief dann frei nach Samuel Beckett: "Try again. Fail again. Fail better."
Als besondere Herausforderung erwies sich die richtige Handhabung der Papierschnur. Jene, die wir verwenden, ist "linksdrehend". Man muss sie im Uhrzeigersinn von der Rolle abwickeln und mit dem an deren Außenseite liegenden Ende der Schnur zu flechten beginnen. Klingt technisch nicht besonders anspruchsvoll, ist aber für den weiteren Verlauf der Arbeit und deren Gelingen entscheidend.
Johannes: "Man muss die Schnur von der richtigen Seite her nehmen. Denn wenn man sie falsch abwickelt und gegen ihren Drall verarbeitet, entwickelt sie eine Eigendynamik und wird widerspenstig. Das Sitzgeflecht wäre dann so straff, dass man am Ende die einzelnen Schnurbahnen nicht mehr verschieben, also nicht mehr in eine schöne Ordnung mit gleichmäßigen Abständen bringen könnte." Der Tischlermeister weiß, wovon er spricht: Das Missgeschick des von-der-falschen-Seite-her Nehmens passierte ihm in der Trial-and-Error-Phase des Projekts. Aber der Lerneffekt stellte sich prompt ein: Try again. Es dauerte fünf Monate, bis Johannes mit dem Ergebnis zufrieden war und nach der Bespannung von insgesamt zehn "Versuchs-Sitzrahmen" zur Arbeit an "ganzen" Stühlen überging.
Schön parallel und gleichmäßig
Nach Abschluss der Entwicklungsphase musste noch ein geeigneter Produzent für den Stuhl gefunden werden. "Anders als etwa in Skandinavien hat das Flechten von Sitzen aus Papierschnur in Österreich keine Tradition", so Johannes. Nachdem ein Tischlerbetrieb in Slowenien den Auftrag für die nachhaltigen Designermöbel übernahm, fungierte Johannes dort als Tutor. Er schulte in mehreren Sessions ein kleines Team an Handwerkerinnen – tatsächlich nur Frauen – ein. Inzwischen beherrschen diese die Flechttechnik perfekt.
Es dauert etwa zwei Stunden, bis eine Sitzfläche geflochten ist, alle Schnüre parallel ausgerichtet und die Abstände zwischen ihnen gleichmäßig sind. Als Werkzeuge dienen außer den bloßen Händen nur eine Klemme zur provisorischen Fixierung der Schnurenden während des Flechtens, sowie ein schraubenzieherartiger, selbst angefertigter Metallstift. Er dient dazu, am Schluss des Flechtens die Enden der Schnüre in vorgebohrte Löcher im Sitzrahmen zu versenken, wo sie mit Holzleim fixiert werden.
Johannes: "Das Flechten des Sitzes ist eine sehr anspruchsvolle, qualifizierte Handarbeit, die Konzentration, Genauigkeit und viel Fingerspitzengefühl erfordert." Und das über eine Strecke von 120 m hinweg. Denn so lang ist die Papierschnur, die für Karims Sitz verflochten wird.