Redaktion: Wieviele Menschen waren am Bau beteiligt?
Klaus Landerl: Allein das Projekt-Team bestand aus rund 30 Personen: die Leute von Grüne Erde, dazu mehrere Planungsteams, etwa für Gesamtkonzept und Außenanlagen, für bauliche Details, Statik, Bauphysik, Energieversorgung etc. Sowie rund 200 Handwerker – vom Baggerfahrer über den Zimmerer, Elektriker und Gärtner bis zum Maler und Tischler. Meine Aufgabe war es, alle Teams zu koordinieren und zusammenzuhalten.
Redaktion: Was war für Sie die größte Herausforderung beim Planen?
Klaus Landerl: Anspruchsvoll war ganz sicher, die Technik so zu planen, dass man sie nicht sieht. Im Endeffekt haben wir hier ja einen Gewerbebau mit Produktion, Lager, Verkaufsräumen, Gastronomie. Ich bin stolz, dass es uns gelungen ist, die Technik fast vollkommen verschwinden zu lassen – wie im eigenen Wohnzimmer zuhause. So sind etwa die Leitungen für Belüftung, Heizung, Strom oder Druckluft unsichtbar unter dem Fußboden verborgen. Die beste Technik ist die, die man nicht sieht, und die trotzdem gut funktioniert.
Redaktion: Gab es besonders knifflige Details?
Klaus Landerl: Oh ja, viele! Nur ein Beispiel: das Tragwerk aus Holz. Die Frage war, wie filigran kann es sein, wie stark muss es sein – im Hinblick auf Traglast, Brandschutz, Schneelast und die 6.000 m2 große Photovoltaik-Anlage auf dem Dach. Wir haben solange getüftelt und optimiert, bis wir schließlich von 24 x 24 cm starken Holzstützen auf eine Dimension von 18 x 18 cm gekommen sind, was eleganter aussieht. Von einigen Details haben wir vor dem eigentlichen Baubeginn Modelle im Maßstab 1:1 gebaut. Etwa von Teilen der Fassade, die am 1:1-Modell optimiert wurde. Erst, als wir Klarheit hatten, etwa in Bezug auf Farbe, Oberflächenstruktur oder Haptik, sind wir in die Umsetzung gegangen.
Redaktion: Haben Sie etwas Vergleichbares schon einmal gebaut?
Klaus Landerl: Von der Größe her ja, auch schon größere Sachen, aber von der ökologischen Qualität her ist das hier schon ziemlich einzigartig. Da war der Bauherr Grüne Erde sehr konsequent. Wir haben keine synthetischen Materialien verbaut, nur natürliche Rohstoffe, heimisches Holz, Schurwolle zur Dämmung. Nichts, was Schadstoffe abgibt.
Aber nicht nur in Bezug auf das Baumaterial wurde versucht, den ökologischen Fußabdruck so klein wie möglich zu halten. Wir haben auch nicht mehr Fläche verbraucht als jene 9.000 m2, auf denen hier zuvor eine alte Küchenfabrik war. Wir haben den gesamten Abbruchbeton rezykliert und wieder verwendet, etwa für das Fundament. Auch der Erdaushub, einige 1.000 m3, wurde nicht weggebracht, sondern für die Außenanlagen verwendet. Viele Transportfahrten sind dadurch weggefallen.
Redaktion: Was war außer der Ökologie besonders wichtig beim Bau?
Klaus Landerl: Regionalität! Wann immer möglich, wurden regionale Firmen beauftragt, das Bauholz und die Schurwolle stammen aus Österreich, Bäume und Sträucher für die Außenanlagen und Lichthöfe aus Oberösterreich. Ich glaube, auch ein Baum fühlt sich wohler, wenn er nur 30 km hierher transportiert wird als einige hundert.
Redaktion: Was war für Sie persönlich der schönste Moment während der ganzen Bauphase?
Klaus Landerl: Der kommt immer dann, wenn das, was man am Papier entwickelt hat, zur Realität wird. Wenn die Räume so werden, wie sie gedacht sind, da kommt so ein Zufriedenheitsgefühl auf. Bei der Grüne Erde-Welt im Almtal war das im Herbst 2017. Wenn nach Monaten der Planung der Rohbau steht, wenn man die Strukturen erkennt, der Baukörper und die Räume spürbar werden. Das ist der erste Moment, wo man sich sagt: Ja, das wird gut.