Wir verabschieden uns von Elasthan

  • Elasthanfreie Produkte von Grüne Erde
  • Elasthan ist eine vielseitig einsetzbare und besonders beliebte Faser, welche auch unter den Namen Lycra oder Stretch bekannt ist. Viele Unternehmen setzen auf die positiven Eigenschaften von Elasthan, doch überwiegen diese wirklich? Und welche Auswirkungen hat die Chemiefaser auf die Natur?
  • Was ist Elasthan?

    • Elasthan ist eine Chemiefaser, die unter einer Vielzahl an unterschiedlichen Marken, Namen und Schreibweisen bekannt wurde. Neben den häufigsten Bezeichnungen wie Elasthan, Elastan, Lycra, Dorlastan, Spandex oder Stretch finden sich auch weniger umgangssprachliche Begriffe wie Elaspan, Creora oder Linel wieder. So wird Lycra von dem Unternehmen Invista vertrieben, Dorlastan von der Bayer AG, Creora von Hyosung oder Linel von Fillattice. Auch die Abkürzung der Faser wurde im Laufe der Jahre von EL auf PUE abgeändert.

      Elasthan findet man nicht nur im industriellen Bereich, sondern auch bei Kleidung und Heimtextilien. Die stark elastische Chemiefaser ähnelt Gummi, hat jedoch eine höhere Festigkeit. Sie wird mit anderen Textilfasern kombiniert, um die Elastizität zu erhöhen. In der Regel haben Textilien mit Elasthan einen Anteil von 2 bis 40 Prozent dieser Faser beigemischt.
    • Wie wird Elasthan noch genannt?

      • Lycra
      • Dorlastan
      • Elastan
      • Elaspan
      • Creora
      • Linel
      • Spandex
      • Stretch
  • Wann und von wem wurde Elasthan erfunden?

    Bereits im Jahre 1959 wurde Elasthan – nach über einem Jahrzehnt Forschung – unter dem Namen Fiber K auf den Markt gebracht. Der Amerikaner Joseph Shivers hatte zusammen mit dem amerikanischen Chemiekonzern DuPont ein Verfahren entwickelt, welches die langkettige, synthetische Polymerfaser herstellt. Ab 1962 wurde die elastische Chemiefaser unter dem Markennamen Lycra bekannt, später ebenso unter dem Namen Elasthan oder Spandex.
  • Waschlabel
  • Woraus besteht Elasthan?

    Elasthan zählt zu den synthetischen Chemiefasern, für welche als Hauptrohstoff Erdöl dient. Um eine Faser als Elasthan bezeichnen zu können, müssen laut dem europäischen Textilkennzeichnungsgesetz mindestens 85 Prozent aus Polyurethan bestehen – dieser Stoff sorgt auch für die Festigkeit der Faser. Das ebenso eingesetzte Polyethylenglykol verleiht der Kunstfaser die hohe Dehnbarkeit, für welche Elasthan bekannt ist.
  • Wie wird Elasthan hergestellt?

    Gewonnen wird die synthetische Polymerfaser aus Kunststoffen, die wiederum auf Erdöl basieren. Es handelt sich bei Elasthan um einen Block Copolymer, der sich aus den Bestandteilen Polyurethan und Polyethylenglykol zusammensetzt. Das Hartsegment Polyurethan bildet steife, gestreckte Abschnitte, die sich nebeneinander reihen und den Zusammenhalt der Faser ermöglichen. Das weiche Segment Polyethylenglykol im Gegensatz ist stark zusammengeknäult und kann durch die gummiartige Beschaffenheit leicht gestreckt werden. Diese Kombination, die im Trockenspinnverfahren gesponnen wird, sorgt für eine äußerst hohe Dehnbarkeit der Faser.
  • Wo wird Elasthan eingesetzt?

    Elasthan findet man heutzutage in beinahe jedem Haushalt: Ganz gleich ob in Alltags- und Sportbekleidung, Socken und Strumpfwaren, Unterwäsche und Bademode, Heim- und Schlaftextilien sowie bei Schuhen oder im Kindersortiment. Besonders beliebt ist der Einsatz von Elasthan bei Jeans, um eine gute Passform zu garantieren.
    • Alltags- und Sportbekleidung
    • Socken und Strumpfwaren
    • Unterwäsche und Bademode
    • Schuhe
    • Kindertextilien
    • Spannbettlaken und Bettwäsche
  • Welche Eigenschaften hat Elasthan?

    • Die Chemiefaser Elasthan ist bekannt für ihre hohe Dehnbarkeit. Sie lässt sich 500 bis 700 Prozent dehnen und kehrt dann in ihre ursprüngliche Form zurück. Daher wird die Faser gerne in der Bekleidungsindustrie eingesetzt, um Modelle elastischer, formbeständiger und pflegeleichter zu machen. Elasthan wird jedoch nie in Reinform verwendet, sondern mit Materialien wie Baumwolle, Leinen, Schafwolle oder Seide kombiniert. Hierbei übertrifft der Elasthan-Anteil kaum 40 Prozent.

      Textilien aus Elasthan sind fussel- und knitterfrei, müssen nicht gebügelt werden und laden sich nicht statisch auf. Auch besitzt das weiche, glatte Material eine geringe Feuchtigkeitsaufnahme (max. 1 %) und ist dafür bekannt, schnell zu trocknen. Daher wird Elasthan vor allem gerne in Sportbekleidung eingesetzt. Elasthan kann bis zu 40 °C gewaschen werden, ab 60 °C vermindert es die Lebensdauer des Materials, denn auch Elasthan kann rissig werden.
    • Welche Eigenschaften hat Elasthan?

      • hohe Reißlänge
      • keine statische Aufladung
      • dauerhafte Formbeständigkeit
      • pflegeleicht und knitterarm
      • geringe Feuchtigkeitsaufnahme (1 %)
      • Dehnung: 500 bis 700 %
      • Pflege: bis 40 °C
  • Doch so gut sich die Eigenschaften von Elasthan
    auch lesen, für die Umwelt und das Klima hat der Trend
    für die synthetische Polymerfaser fatale Folgen.

  • Warum ist Elasthan schlecht für die Umwelt?

  • Viel zu selten denken wir beim Konsum darüber nach, woher die Produkte, die wir in unserem Alltag einsetzen, stammen – und auch, aus welchen Materialien sie sich zusammensetzen. Dies betrifft auch den kleinen Anteil an Elasthan, der sich in vielen Modellen zwischen 1 bis 40 Prozent wiederfindet.

    Zwar ist das am häufigsten vorkommende synthetische Polyamer Polyester, doch steigt auch der Verbrauch an Elasthan exponentiell. Und die Prognosen für dem Bedarf von Textilien mit der Chemiefaser bis im Jahre 2030 sind verheerend.

    Bereits der Abbau von Erdöl, der für die Chemiefaser als Rohstoff dient und meist unter menschenunwürdigen Bedingungen stattfindet, sollte in diesem Ausmaß nicht geschehen. Doch auch für die Herstellung und Ausrüstung von Elasthan werden viele Substanzen – wie per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen, Biozide und Vernetzungsmittel mit Formaldehydharzen – eingesetzt. Außerdem ist die Produktion des Grundstoffes Polyurethan, gewonnen aus Erdöl, Erdgas, Steinsalz und Schwefel, mit einem hohe Energie- und Sicherheitsaufwand verbunden.

    Doch das ist noch nicht genug: Landet das Kleidungsstück bei einem Träger, wird es bestimmt nach kurzer Zeit in die Wäsche gegeben. Während Naturfaser, die während der Wäsche ins Abwasser gelangen, biologisch abgebaut werden können, bleiben die Mikrofaserpartikel, die sich aus Elasthan und Polyester absetzen, stets im Umlauf und geraten in Böden und (Binnen-) Gewässer. Die Forscher des Alfred-Wegener-Instituts in Bremerhaven konnten Mikroplastik in allen Weltmeeren – sogar im arktischen Eis – nachweisen. Und ist es einmal in der Natur, bleibt es auch dort. Besonders für Tiere und Pflanzen in den Meeren eine große Zumutung.

    Wenn wir also Kleidung mit synthetischen Polymeren waschen, beeinflussen wir das Ökosystem und die Biodiversität wird sich langsam minimieren. Die Initiative Plastic Oceans hat berechnet, dass jährlich über acht Millionen Tonnen Plastik in unseren Meeren landen, davon ungefähr 80 Prozent aus dem Verbrauch von Produkten auf Land. Die restlichen 20 Prozent entstehen von Schiffen und Bohrplattformen. Werden also Produkte aus Polyester oder mit Elasthan gewaschen, entsteht Mikroplastik. Aktuelle Schätzungen besagen, dass pro Waschgang ungefähr bis zu 3.000 Fasern freigesetzt werden, die nur schlecht oder gar nicht abbaubar sind.

    Unser Tipp: Verwenden Sie bei der Wäsche von Kleidung mit einem Elasthananteil einen speziell-entwickelten Wäschebeutel, welcher Mikroplastik zu einem Gutteil filtert.
  • Elasthan...

    • ... basiert auf Erdöl.
    • … wird mit viel Chemie und Energie hergestellt.
    • … ist nicht biologisch abbaubar.
    • … gelangt als Mikroplastik in die Meere.
  • Wie wird Elasthan abgebaut?

    Ungefähr 75 Prozent der weltweit produzierten Kleidung enthält synthetische Polymere. Umso wichtiger ist es, sich die Frage zu stellen, wie Elasthan wieder abgebaut werden kann. Da es sich im Wesentlichen um nicht erneuerbare Petrochemiekalien handelt, zählt die Chemiefaser zu den schwer abbaubaren Fasern. Dadurch bleiben nicht viele Möglichkeiten übrig, Textilien, die Polyester oder Elasthan enthalten, wieder in die Kreislaufwirtschaft zu integrieren.
  • “Echte Wertschöpfung wäre es, aus alter Kleidung, Neue zu machen.”
    planet e., Fast Fashion – Die Folgen des Modewahnsinns
  • Aktuell gibt es folgende Möglichkeiten:

    Downcycling von Elasthan
    Die Textilien werden zum Beispiel nach Indien transportiert, um dort sortiert, zerschnitten und zu neuen Stoffen gesponnen zu werden. Dafür eignen sich jedoch nur hochwertige Textilien. Neue Kleidung entsteht in diesem Prozess nicht, lediglich Putzlappen für die Industrie.

    Recycling von Elasthan
    In der ZDF-Doku von planet e „Fast Fashion – die Folgen des Modewahnsinns“ wird dargestellt, wie günstige Mode kaum eine Wiederverwendung findet – und das obwohl billig produzierte Kleidung den Großteil der gesamt hergestellten Mode ausmacht. Daher werden diese Kleidungsstücke meistens mit wenig Aufwand verbrannt. Ein ausgereiftes Recycling-System für Textilien mit synthetischen Mischfasern ist aktuell noch nicht vorhanden, beschreibt Greenpeace die Situation.
  • Mode aus reinen Naturmaterialien kann nach dem Sortieren
    wieder zu neuem Garn gesponnen werden.
    Eine Rückführung in den Kreislauf ist also möglich.
  • Warum wir uns von Elasthan verabschieden

    Seit Anbeginn ist es uns wichtig, dass unser Handeln und Wirtschaften stets im Einklang mit der Natur ist. Doch vor allem bei Kleidung stand auch die Funktionalität im Vordergrund: dehnbar, elastisch, formbeständig. Ein Material, das diese Eigenschaften mitbringt und deshalb in der Mode viel zum Einsatz kommt, ist Elasthan. Dabei handelt es sich jedoch um einen Kunststoff, weshalb wir bei Grüne Erde gänzlich darauf verzichten wollen.
  • Welche Elasthan-Alternativen gibt es?

    Um Elasthan aus einer Kollektion zu entfernen, bedarf es viel Ausdauer, Motivation und ausgetüftelte Ideen, die es bestimmt nicht alle in die Umsetzung schaffen. Zugegeben: Der Prozess war und ist nicht einfach. Dennoch ist es uns gelungen, auch ohne Chemiefaser dehnbare und komfortable Kleidung zu fertigen – durch innovative Produktionsverfahren, wie bestimmte Strickarten oder „Natural Stretch“ bei Wolle, oder indem die Schnitte Richtung mehr Komfort und mehr Bewegungsfreiheit abgeändert werden, ohne diese hauteng zu schneidern. Produkte, bei denen wir keine natürliche Alternative für die Chemiefaser finden konnten, haben wir aus dem Sortiment genommen.

    Und wir möchten ehrlich mit Ihnen sein: Wir sind noch nicht dort, wo wir sein möchten. Es ist ein stetig andauernder Prozess, bei welchem wir Sie gerne einladen, ihn gemeinsam mit uns zu gehen.