Kreuz & quer

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Die handgefertigten Naturfaserteppiche von Grüne Erde zeigen: Auch noch im 21. Jahrhundert kann man abseits industrieller Massenfertigung und synthetischer Billigware die uralte Kulturtechnik des Teppichwebens menschen-, natur- und materialgerecht würdigen.
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Wolle, Wolle, Wolle
Erstmals nach Europa gelangten Teppiche um 330 v. Chr.: Sie wurden von Alexander dem Großen als Kriegsbeute aus Westasien mitgebracht. Im 5. Jahrhundert fertigte man in Griechenland die ersten europäischen Webteppiche: Flokatis. Auch die um das Jahr 700 von Nordafrika aus nach Spanien vordringenden Mauren trugen wesentlich zur Verbreitung der Teppichkultur in Europa bei. In diesem multikulturellen, asiatisch-arabisch-europäischen Nährboden wurzeln letztendlich auch die Teppiche von Grüne Erde. Selbst, wenn diese nicht – so wie ihre Vorgänger – eine Zweitnutzung als Jurtentür, Wandbehang, Sonnenschutz, Paravent oder Möbelüberwurf finden, sondern ausschließlich auf dem Boden liegen.
So wie von der Antike bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts alle Teppiche sind auch jene von Grüne Erde zu 100 % aus Naturfasern gefertigt – ohne den geringsten Synthetikanteil. Die Kettfäden sind aus reißfestem Leinen oder Schafschurwolle (beim Teppich Cheviot). Das wichtigste Material für unsere Teppiche ist Schafschurwolle. Aus ihr werden die Garne für die Schussfäden gesponnen, die den Hauptanteil des Teppichkörpers ausmachen. Der weitaus größte Teil der Wolle kommt aus Deutschland und Österreich, kleinere Mengen aus Frankreich und Spanien. Also aus Ländern, in denen die in Australien übliche, umstrittene Praxis des „Mulesing“ nicht angewandt wird bzw. verboten ist. Unser Teppichproduzent Adelhard Heinkel aus Ehekirchen in Bayern hat mit seinen Schurwolllieferanten – meist kleine Schäfereien – persönlichen Kontakt, besucht sie regelmäßig, bemüht sich ständig, sie zur Qualität anzuhalten. Er sagt ihnen immer: „Ihr müsst gut auf eure Schafe achten.“ Dahinter steht der Gedanke: Nur gesunde, gut und artgerecht gehaltene, stressfrei geschorene Tiere liefern hochqualitative Wolle und gewährleisten damit auch das wirtschaftliche Fortkommen ihrer Eigentümer. Die Schurwolle wird schonend mit Seifenlauge gewaschen, umweltverträglich und gesundheitsschonend gefärbt. Sie bleibt frei von jeglicher Ausrüstungschemie wie etwa Lösungs-, FlaSo bewahren die Fasern ihre natürlichen Eigenschaften. Die Teppiche duften zart-natürlich, sind luftdurchlässig, allergieund reizfrei, laden sich elektrostatisch nicht auf.
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Ein Lob der Langsamkeit
Der Betrieb von Adelhard Heinkel ist seit 1997 technischer Dreh- und Angelpunkt unserer Teppichfertigung. Die in Bayern zu Garnen gesponnene Wolle wird gemäß unserer strengen Qualitäts- und Öko-Standards in ungarischen und rumänischen Webereien zu Teppichen verarbeitet. Heinkel, der regelmäßig zwischen den Betrieben in Bayern, Ungarn und Rumänien pendelt, ist gelernter Maschinenbauer und seit 1976 im Spinnereigewerbe tätig. Der unermüdliche Tüftler baut und repariert viele der Maschinen selbst und findet für jedes technische Problem eine Lösung. Dabei kommt ihm auch seine jahrzehntelange Erfahrung in der Teppichproduktion zugute. Die ungarische Weberei Heinkels in der Nähe von Budapest ist mit alten, robusten, teilmechanischen Mehrschaftwebstühlen aus den 1970er-Jahren „Made in Germany“ ausgestattet. Solche Maschinen werden längst nicht mehr hergestellt und lassen das Herz des Maschinenbauers höherschlagen: „Fürs Teppichweben braucht man nicht nur gröbere Wolle als etwa für feine Kammgarnstoffe, sondern auch solche alten, schweren Webstühle“, so Heinkel. Sie können langsam, dem menschlichen Arbeitstempo angepasst betrieben werden, kommen mit den manchmal fingerdicken Schurwollgarnen, den „Lunten,“ gut zurecht, haben viele Schäfte, um mehrfarbige Dessins fertigen zu können. Adelhard Heinkel: „Für uns zählen nicht Menge und Geschwindigkeit beim Weben, sondern die Qualität. In Zusammenarbeit mit Grüne Erde entwickeln und fertigen wir Teppiche, die von anderen Webereien nicht hergestellt werden können. Einerseits, weil diese das Know-how nicht haben, andererseits, weil die Webstühle, auf denen wir produzieren, einzigartig sind.“ -
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Handwerkliche Fertigung
Unsere Teppiche werden mit erheblichem handwerklichem Aufwand gefertigt. So etwa wird das Weberschiffchen mit der Hand hin- und hergeschossen. Beim Kelim Mata führt man die Schussfäden nicht bloß zwischen den Kettfäden hindurch, sondern wickelt sie auch um diese herum. Kein Wunder, dass ein 70 x 140 cm großer Kelim acht Stunden Handarbeit in Anspruch nimmt. Für den Teppich Maglia werden gewalkte Schurwollgarne mit der Hand verhäkelt: ein Quadratmeter in vier Stunden. Auch wenn im Handel der Begriff „Unikat“ gnadenlos inflationär verwendet wird: Aufgrund der handwerklich geprägten Arbeitsweise trifft diese Eigenschaft bei Grüne Erde-Teppichen tatsächlich zu: Keiner gleicht dem anderen zu 100 %.
Teppiche sind großflächige, großvolumige textile Körper. Aufgrund ihrer physikalischen Eigenschaften nehmen die Naturfasern Feuchtigkeit aus der Raumluft auf, geben sie bei trockener Luft wieder ab und tragen damit zu einem ausgeglichenen, gesunden Wohnklima bei: Aircondition – stromfrei, analog, ökologisch. Unsere Teppiche bieten dem Menschen Wärme, Sanftheit und ein unvergleichliches Gefühl beim Sitzen, Liegen und (Barfuß) Gehen. Diesbezüglich hat sich seit den Zeiten Alexanders des Großen, der ersten griechischen Flokati-Weber und der maurischen Teppichknüpfer in Spanien nichts geändert: Gutes währt ewig.
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