• Niksen

      "Nichts tun"

      nicht mehr oder weniger
    • Neben der schwedischen Lebensphilosophie Lagom und Hygge, dem Kernbestandteil der dänischen Tradition, rückt auch Niksen in den Vordergrund. Ein simples Konzept aus den Niederlanden, um Glück und Gelassenheit in den Alltag zu integrieren. Und obwohl es im ersten Moment als einfach erscheint, gilt bewusstes Niksen als eine der größten Herausforderungen heutzutage; sozusagen als die hohe Kunst des kreativen Nichtstuns.
    • Ein ausgefüllter Terminkalender, Alltagsstress und der Verzicht auf die kleinen Auszeiten zwischendurch ist in der heutigen Zeit keine Seltenheit. Man setzt auf Multitasking, auf die Ausführung mehrerer Aufgaben in – ehrlicherweise – zu kurzem Zeitraum. Und doch sind die Stunden des Tages im Nu vorbei. Zwischen all den selbstgesetzten Aufgaben hat man kaum Zeit für jene Dinge gefunden, die einem etwas bedeuten.

      Mit diesem Phänomen ist man jedoch nicht alleine. Spricht man mit Freunden oder Bekannten, so werden auch deren Leben von Hektik und viel zu langen To-do-Listen gelenkt. Wo ist diese ominöse Zeit, die niemand mehr hat, aber nach jener sich alle sehnen?
    • Über Innovationen und Zeitmangel

      Schon seit jeher richtet der Mensch sein Leben nach der Natur aus. So wurde der Lauf der Sonne, die Ausrichtung der Sterne und des Mondes sowie die Jahreszeiten zur Ermittlung herbeigezogen. Erst im Mittelalter vertiefte man das Wissen über die Zeitmessung. Mit dieser Entwicklung – und der Arbeitszeiterfassung während der Industrialisierung – wurde die Zeit zu einer wirtschaftlichen Ressource. Ganz nach dem Motto: Zeit ist Geld. Und auch das Verständnis für die Stunden des Tages wurde ein anderes: Die Grenzen zwischen Arbeit, Freizeit und Ruhezeit verschwammen immer mehr, man sprach von Quantität anstatt Qualität.

      Einen großen Beitrag zum heutigen Denken und Tun leisten auch die verbesserten Technologien, die mit jeder Ära weiterentwickelt und sublimiert wurden. Alltägliche Handlungen konnten somit in immer weniger Zeit ausgeführt werden – wie der Wechsel des Standortes, der Kontakt zu Mitmenschen oder aber auch das Erfassen von Informationen. Doch müsste uns dank der fortschrittlichen Innovationen somit nicht mehr freie Zeit zur Verfügung stehen?

      Wohl kaum, denn auch die Anzahl der Handlungen nimmt mit jedem Jahr – beinahe jeder Woche – immens zu. Arbeitsplätze, Wohnorte, aber auch Werte und Ziele wechseln signifikant schnell. Obgleich es an unserem leistungsorientierten Wirtschaftssystem oder an unserer Kultur liegt: Der Mensch versucht durch einen vollen Terminkalender die maximale Anzahl an Möglichkeiten zu erleben, anstatt eine Sache bewusst und achtsam in voller Länge auszukosten. Womöglich erscheint ein rasantes Leben auf den ersten Blick länger, erfüllender, bedeutender.
    • Wie sich im Nichtstun das Glück finden lässt

      Neben den Schweden und den Dänen haben auch die Niederländer ein simples Konzept entwickelt, um den wahren Wert der Zeit zu schützen: das Niksen. Wortwörtlich bedeutet es „nichts tun“, nicht mehr und nicht weniger. Gemeint sind vor allem die kurzen Momente des Lebens, um zwischen beruflichen und sozialen Verpflichtungen einmal bewusst Durchatmen zu können. Es erlaubt, untätig zu sein, ohne schlechtes Gewissen und ohne sich getrieben fühlen zu müssen. Einfach nichts tun, den Gedanken Raum geben und spüren, wie der alltägliche Stress der Leichtigkeit des Nichtstuns weicht. Das ist Niksen.

      Doch das niederländische Konzept des Nichtstuns hat auch fundierte Hintergründe. Nicht nur dass das Niksen zu mehr Gelassenheit und einem stabileren Immunsystem führt, sondern auch Produktivität, Energie und Kreativität werden maßgebend verbessert. Zahlreiche Studien belegen, dass das menschliche Gehirn Ruhephasen benötigt, um sich zu regenerieren und um Platz für Neues zu schaffen. Dieser Vorgang nennt sich auch Gedächtniskonsolidierung – und ist bereits seit Jahrhunderten in der Wissenschaft bekannt und belegt.

      Wenn wir unserem Geist also keine Pause gönnen, werden Stresshormone ausgeschüttet und Informationen gelöscht, bevor sie ins Langzeitgedächtnis übertragen werden. Nicht nur das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes oder Demenz steigt, es macht sich auch im Alltag bemerkbar: Dinge werden vergessen, die Leistungsfähigkeit nimmt ab, die Entwicklung zielgerichteter Lösungen wird minimiert und man fühlt sich spürbar gestresst.

      Niksen ist also gut für unsere Gesundheit, aber auch für unsere Träume. So wurden im Wirtschaftsjournal „Consciousness and Cognition“ Forschungsergebnisse veröffentlicht, die besagen, dass uns das Nichtstun vermehrt über langfristige Ziele nachdenken lässt. Die Gedanken schweifen lassen führt also dazu, dass Informationen aus den Tiefen des Unterbewusstseins auftauchen, die sonst im Verborgenen blieben. Wenn das kein Ansporn ist, sich eine kurze Auszeit zum Untätig-Sein zu nehmen?
    • Niksen im Alltag

      Um die Kunst des Nichtstuns in den Alltag zu integrieren, bedarf es (grundsätzlich) nicht viel. Treten wir vom Stigma der modernen Gesellschaft zurück, so ist es eine Neudefinition der Langeweile. Wir würden meinen, es ist kein „Sitzen-und-sich-nicht-Bewegen“, sondern vielmehr ein „mit-offenen-Augen-durch-die-Welt-gehen“. Einen Ort in seiner Ganzheit erfassen – nicht nur die Flora und Fauna, auch verborgene Details und Strukturen sowie die Geschichten dahinter. Den Körper spüren, Freiräume erschaffen und sich erlauben, einfach mal nichts zu tun. Denn vielleicht ist dieses Nichts das, wonach wir in unserem getrieben Leben suchen.
    • Was, wenn es keine Zeit zum Niksen gibt?

      Besonders in hektischen Phasen empfiehlt es sich, dem gegenzusteuern und seine Auszeiten als festen Bestandteil des Alltags zu betrachten. Es geht nicht nur um kreatives Nichtstun, sondern um das Achten und Wahren der eigenen Bedürfnisse. Wir wünschen Ihnen viele Niksen-Momente, heute und morgen sowie jeden Tag Ihres Lebens.
    • Wie bringen Sie Niksen in Ihr Leben?

      Teilen Sie Ihre Erfahrungen und Ihre besten Tipps mit uns.
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