Wie man sich dreht und wendet
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Pro Nacht ändern wir etwa 30 bis 80 mal unsere Liegeposition. Über die Bedeutung der unbewussten Bewegungen im Schlaf.
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„Weder das Schlafen auf dem Rücken, noch das Schlafen auf dem Bauche ist gesund, sondern schädlich“, konstatiert Isidor Poeche 1901 in „Der Schlaf und das Schlafzimmer: Ein hygienisch-diätetisches Handbuch als Wegweiser zur Erlangung eines natürlichen und erquickenden Schlafes“. Die ideale Position sei auf der Seite, „... und zwar auf der rechten. Man liege ohne allen Zwang und Druck in etwas gekrümmter Stellung. Bei ganz gestreckter Lage ist eine eben so starke Anstrengung, wie bei sehr gekrümmter, und beide Arten hindern, weil sie mit Anstrengung verbunden sind, die völlige Erreichung der Absicht des Schlafs.“
Mehr als 100 Jahre danach weiß man: Es gibt keine „schädliche“ Liegeposition. Aber auch mit der „idealen“ Position ist es so eine Sache, denn: Kein Mensch bleibt im Schlaf stundenlang bewegungslos liegen, sondern bewegt und dreht sich während der Nacht etwa 30- bis 80-mal – vor allem in flachen Schlafphasen, seltener im Tiefschlaf. Dieser unbewusste Positionswechsel, die Schlafmotorik, folgt einem individuellen Rhythmus, einer jedem Menschen eigenen Choreographie. -
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Wichtig für die Wirbelsäule
Findet der im Wachzustand rastlose moderne Mensch also nicht einmal im Schlaf seine vollkommene Ruhe? Das hat die Natur offenbar nicht vorgesehen. Aus gutem Grund: Denn auch im Schlaf ist ein gewisses Maß an Bewegung wichtig. Muskeln, Gelenke, Sehnen und Knochen brauchen wechselnde Belastungen, damit sie gestärkt werden. Sind sie ständig unterfordert, werden sie schwächer. Für das Liegen bedeutet das: Die Unterlage darf nicht zu weich sein, damit sich der Körper möglichst ungehindert entsprechend der natürlichen Schlafmotorik bewegen kann. Der Körper weiß, wann er die Position wechseln will – und dieser Positionswechsel wird erschwert, wenn der Körper insgesamt zu tief einsinkt.
Die Schlafmotorik unterstützt auch die nächtliche Regeneration der Wirbelsäule und der Bandscheiben. Tagsüber sind diese unter Druck – beim Stehen, Gehen, Sitzen, Lastenheben. Beim Stehen etwa tragen die Bandscheiben rund 80 % der Körperlast. Dies alles führt dazu, dass die Bandscheiben im Laufe des Tages um bis zu 10 % zusammengedrückt werden. Im Liegen füllen sich die Bandscheiben wieder mit Nährflüssigkeit und dehnen sich zu ihrer ursprünglichen Größe aus. Voraussetzung ist aber, dass die Wirbelsäule entlastet wird, d. h., sie muss entsprechend ihrer natürlichen Krümmung gelagert werden. -
Wann ist Zeit für eine Lageänderung?
Wenn aber der Mensch schläft, woher weiß dann der Körper, wann er die Position zu wechseln hat? Mutter Natur setzt hier einen nicht willentlich gesteuerten Mechanismus in Kraft: Liegt man eine Weile in derselben Position, verstärkt sich der Druck auf bestimmte Körperpartien, z. B. in Seitenlage auf Hüfte, Schulter, Ellbogen- und Kniegelenk. Dieser Druck erschwert die Durchblutung, in den betroffenen Regionen entsteht Sauerstoffmangel, der als unangenehm empfunden wird. Der Drang zum Positionswechsel nimmt zu, das Gehirn wird alarmiert und befiehlt dem Körper, die Lage zu verändern. Neben dem Druckgefühl dürfte auch eine andere Art von Signal eine Rolle spielen: Der Körper versucht im Schlaf immer eine Haltung einzunehmen, bei der eine optimale Entspannung gegeben ist. Wenn dies längere Zeit nicht der Fall ist, tritt in Muskeln, Sehnen und Gelenken ein Reiz auf, der schließlich eine Bewegung auslöst, die zur Entspannung der betroffenen Körperpartien führt. Dabei scheint der Körper Positionen zu bevorzugen, in der sich die Arm- und Beingelenke in Mittelstellung befinden und die gegenspielenden Muskeln entspannt, also weder stark gekrümmt noch völlig durchgestreckt sind. -
Bewegungsdrang im Schlaf
Unter Medizinern gibt es einen weitgehenden Konsens, dass Bewegung im Schlaf prinzipiell von Vorteil ist. Mehrfache Positionswechsel sind Voraussetzung für eine subjektiv empfundene gute Erholung im Schlaf. Und umgekehrt: Nach Nächten mit wenig Schlafmotorik klagen viele Menschen über Mattigkeit, Zerschlagenheit und mangelnde Frische. Allerdings kann es auch ein „Zuviel“ an Schlafmotorik geben, die sich auf die Schlafqualität negativ auswirkt.
Die Frage ist also nicht, ob, sondern wieviel Bewegung im Schlaf gesund ist. Und dafür gibt es keine Regel. Jede(r) muss das für sich selbst herausfinden, ausschlaggebend sind die Schlafqualität und das Gefühl beim Aufwachen. Und da sind wir bei der Matratze angelangt: Die persönlich optimal geeignete Matratze soll den Körper ausreichend stützen, gleichzeitig den natürlichen Bewegungsdrang im Schlaf ermöglichen. Wird die Matratze als zu fest empfunden, macht sich das Druckgefühl schneller und öfter bemerkbar, der Schläfer muss die Position häufiger wechseln, schläft daher unruhig. Ist die Matratze zu weich, sinkt der Körper zu stark ein, entsteht weniger Druck und der Körper wird seltener zur Bewegung angeregt. Dazu kommt: Wer zu weich liegt, zu tief einsinkt, braucht mehr Kraft beim Umdrehen. Beides behindert erholsamen Schlaf. -
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Fest? Weich? Entspannt!
Im Sinn der Schlafmotorik richtig zu liegen, heißt nicht, fest oder weich, sondern entspannt zu liegen. Und das kann für die einen eben auf einer festeren, für andere auf einer weicheren Matratze sein. Daher ist es wichtig, die Matratze ein paar Nächte ausprobieren zu können – wie bei Grüne Erde. So etwa bieten unsere Naturfasermatratzen mit Schichten ein relativ festes, flächiges, kompaktes Liegegefühl und regen den Körper zu mehr Bewegung im Schlaf an. Punktelastische, weichere Naturlatexmatratzen mit Zonen dagegen lassen den Körper mehr einsinken und stimulieren die Schlafmotorik daher etwas weniger. In jedem Fall wichtig ist, wie schon Isidor Poeche 1901 schrieb, die „Erlangung eines natürlichen und erquickenden Schlafes ...“
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